You are currently viewing „Männer bleiben die Besserverdiener“
Equal Pay Day - Foto: Veronika Lengfelder

„Männer bleiben die Besserverdiener“

Frauenliste und KDFB diskutieren am Equal Pay Day.
Die Besucher des Equal Pay Day bei den spannenden Vorträgen der Reeferenten

Am vergangenen Samstag haben sich Mitglieder der Frauenliste und des KDFB getroffen, um über die ungleiche Bezahlung von Frauen und Männern zu diskutieren. Die Beauftragte der Frauenliste, Ingrid Ast, erklärte nach der Begrüßung kurz den Ablauf des Nachmittags. Besonders willkommen hieß sie dabei die Vorsitzende des Frauenbundes Sylvia Steinhofer nebst weiteren Vorstandsmitgliedern. Im ersten Teil wurden verschiedene Filmbeiträge gezeigt, welche alle in der Mediathek auf der Homepage von www.equalpayday.de aufgerufen werden können. Beim Einspann sah man Passanten, welche zur Lohnhöhe von Mann und Frau befragt wurden. Besonders die Begründung für die Lohnunterschiede mancher Befragten gab Anlass zur Diskussion.

Der zweite Beitrag zeigte Professorin Karin Gottschall, welche sich mit europaweiten Untersuchungen befasst. Schlimm ist, dass die Frauen besonders im Gesundheitswesen kaum einen „Ernährerlohn“ erreichen. Das hat zur Folge, dass die Männer der Frauen kaum längere Zeit in Elternzeit gehen können, weil das Familieneinkommen nicht reichen würde. Im europaweiten Vergleich steht Deutschland neben Estland und Tschechien mit 22 Prozent Lohnunterschied, bei gleicher Ausbildung und gleicher Arbeit, vergleichsweise schlecht da. Frauen müssen aus dem Niedriglohnsektor raus, beziehungsweise müssten die sozialen Berufe besser wertgeschätzt und besser bezahlt werden. Dänemark macht es vor. Christine Kronenberg, Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Köln, zeigte am Beispiel Köln, dass sich für Frauen durchaus Chancen bieten. Sie fordert die Frauen auf, sich auch für höherwertige Stellen zu bewerben und häufiger Gehaltsverhandlungen zu führen. Mit Dr. Cornelia Heintze wurde ein Beitrag gezeigt, welche die schlechte Bezahlung von Pflegeberufen genau untersucht hat. In Bayern bekamen 2013 die Pflegekräfte circa 47 Prozent des durchschnittlichen Einkommens. Der Staat müsste 25 Mrd. Euro in die Hand nehmen, damit mehr Pflegekräfte eingestellt werden können diese dann auch 90 Prozent und Hilfskräfte mindesten 70 Prozent vom Durchschnittseinkommen erhalten. Hannelore Buls, die Präsidentin des Bundesfrauenrates, hob bei ihrem Vortrag vom vergangenen November hervor, dass typische Frauenberufe deshalb schlecht bezahlt werden, weil Frauen häufig Tätigkeiten ausführen, die zu Hause unbezahlt sind, wie zum Beispiel Erziehung, Haushaltspflege und Betreuung. Viele Politiker behaupten, diese Arbeit könnte gar nicht bezahlt werden, sie sind unbezahlbar im doppelten Sinn. Beim letzten Beitrag sah man den Aufruf von Hans Pongratz von der Technischen Universität München. 43 000 Arbeitsplätze gibt es demnächst auf dem Markt. Expertinnen und Experten werden als IT Fachkräfte gebraucht. 45 Prozent davon im Big Data Bereich. In der anschließenden Diskussion bedauerten die Damen, dass nicht mehr Frauen anwesend waren. Es zeigte sich, dass Frauen viel zu wenig für sich eintreten und ihrem Wunsch nach einem höheren Gehalt Ausdruck verleihen. Bei Gehaltsverhandlungen sind viele relativ unsicher. An einem Beispiel aus England wurde klar, dass der Lohnunterschied aber auch deshalb zustande kommt, weil man in Deutschland nicht über seinen Verdienst spricht. Würde die Bankkauffrau beim gleichen Tätigkeitsbereich wissen, dass ihr Kollege um 200 Euro im Monat mehr verdient, würde sie wohl auch den Betrag für sich einfordern. Eltern sollten ihren Mädchen zu technischen Berufen raten. So ist es wahrscheinlicher, dass ihre Töchter einen „Ernährerlohn“ haben werden. Das bedeutet für sie, dass sie a1s Rentnerin nicht von einer Minderrente leben müssen und höhere Ansprüche für sich erwerben werden. Die Schlussfolgerung aller Vorträge zeigt, dass die gleiche Entlohnung eine rechtliche, politische und gesellschaftliche Herausforderung ist und gehandelt werden muss. Würde man auf alle Spekulationsgewinne in Deutschland nur 0,01 Prozent einziehen, hätte der Staat 75 Mrd. Euro jährlich zur Verfügung. Zum Ende bedankten sich Gabi Schedlbauer und Susanne Unger bei Elisabeth Zauner und Ingrid Ast für die Vorbereitung der Veranstaltung.

Schreibe einen Kommentar